Urlaubsnation Ostseeferienland

Wahrnehmung von Werbung: Wer versucht mit Werbung neugierig zu machen, kann einen Preis beim Kreativitätswettbewerb gewinnen.

Aber: Kunden, die eine Kampagne nicht sofort verstehen, gehen umgehend weg und wenden sich der nächsten Botschaft zu. „Keep it simple“ war schon vor dem Internet die Devise der Devisen. Warum sollte das in Zeiten von Multitasking und Informations-Überfluss anders sein? Warum ist die Zeitung mit den großen Schlagzeilen die erfolgreichste? Weil die Kunden sie nicht lesen brauchen sondern scannen ausreicht um die Botschaften zu verstehen.

Das sage nicht ich sondern ist sinngemäß zitiert aus der Vorlesung Wahrnehmung von Werbung von Dr. Ulrich Lachmann. Wer die Möglichkeit hat, den Vortrag irgendwo zu sehen, sollte unbedingt hingehen. Ich habe selten eine so fundierte und gleichzeitig unterhaltsame Veranstaltung gesehen. Auch wenn es schon 12 bis 14 Jahre her ist, hängen geblieben ist mindestens der empirisch belegte entgegengesetzte Zusammenhang zwischen Kampagnen, die Kreativitätspreise gewinnen und Kampagnen, die Kunden gewinnen.

Einen Kreativitätspreis könnte diese Kampagne Urlaubsnation Ostseeferienland gewinnen:

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Was die „Urlaubsnation“ eigentlich ist, versteht kein Mensch. Jedenfalls nicht sofort und nicht ohne „Werbeerklärer“. Daher wird die Wirkung nach außen nahe 0 sein. Was ist eigentlich Kundenorientierung? Man könnte den Kunden da abholen wo er ist, also die Werbebotschaft mit etwas bekanntem verbinden um die Wirkung zu verstärken und es dem Kunden leicht zu machen. Klingt ziemlich schnöde und ist daher nichts für Künstler, die einen Preis gewinnen möchten.

Hut ab: die Agentur hat sich ein paar tolle Gedanken gemacht. Und nach innen könnte die „Urlaubsnation“ wirken, weil die Einwohner des Ostseeferienlandes inklusive politischer Entscheidungsträger schwer beeindruckt von der kreativen Leistung ihrer „Touristiker“ sind. Das ist dann auch ein Effekt, der zum Erhalt von Arbeitsplätzen dient, in den Destinationsmarketingzentralen Kurverwaltungen. Wobei: sollten durch das Ostseeferienland nicht eigentlich Verwaltungsstrukturen abgebaut werden? Egal, ist hier nicht das Thema.

Hauptsache: erzählt uns bitte nicht, dass mit der Kampagne „Urlaubsnation Ostseeferienland“ Gäste erreicht werden sollen. Falls doch: bitte keine Werbeerfolgskontrolle über die Anzahl der verteilten Flyer! Eine Botschaft muss nicht verteilt werden sondern ankommen! Bei einem Budget von 260.000 EURO (ich hoffe, dass dieses Zitat aus der AHGZ zum Budget der Kampagne „Urlaubsnation Ostseeferienland“ nicht stimmt) sollte auch eine empirische Überprüfung des Werbeerfolgs drin sein. Das gehört zur professioellen Arbeit dazu! Ohne wenn und aber. Hören wir diese Forderung aus den Gemeindevertretungen als Aufsichtsgremium?

Ich hoffe auf eine Auszeichnung für das Ostseeferienland und die Agentur Marktrausch beim Tourismustag 2013 in Lübeck. Dieser Kreativitätspreis wäre verdient!

Was hab ich damit zu tun? Als Steuerzahler und Abgabeneintreiber wünsche ich mir, dass das Geld effizient eingesetzt wird. Hier geht es nicht um Kulturförderung, also Förderung künstlerischer Werbeaktionen sondern um Marketing und darum, das Geschäft zu verbessern. An diesem Ziel geht die Kampagne leider vorbei. Die künstlerische Leistung erkenne ich an. Aber wie gesagt: darum geht es nicht! Gefragt ist Kundenorientierung nach aussen wie auch nach innen. An beidem fehlt es zur Zeit im Ostseeferienland.

Ein Gedanke zu „Urlaubsnation Ostseeferienland

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