Unabhängigkeit der Landwirtschaft

Ein Bauer sät auf seinem Acker und erntet, was er gesäht hat. Wo bitteschön sollte die Unabhängigkeit der Landwirtschaft in Gefahr sein? Schnell drängen sich die folgenden Punkte auf:

  • Abhängigkeit vom Diesel
  • Abhängigkeit vom Saatgut
  • Abhängigkeit vom chemischen Pflanzenschutz
  • Abhängigkeit vom chemischen Mineraldünger
  • Selbstverständlich sind Abhängigkeiten seit der Erfindung der Arbeitsteilung an der Tagesordnung. Es geht mir nur um die Darstellung der (drohenden) globalen Abhängigkeiten in der Landwirtschaft. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf unabänderlichen Abhängigkeiten, weshalb der Schwerpunkt auf dem Thema Saatgut liegt.

    Die Abhängigkeit vom Diesel ist vor allem im großflächigen Ackerbau, unabhängig von Bewirtschaftungsweise gegeben. Im kleinflächigeren Gemüsebau ist die Abhängigkeit nicht so groß, weil hier das Pferd eine ernsthafte Alternative zum Verbrennungsmotor darstellt. Weltweit ist allerdings der Verbrennungsmotor auch bei kleinen Flächen in sogenannten Entwicklungsländern auf dem Vormarsch, weil Benzinverbrauch offensichtlich ein Statussymbol ist. Das sieht man auch in Deutschland an der Verbreitung des Laubsaugers, vermutlich einer der unsinnigsten Erfindungen des Jahrhunderts.

    Wirklich problematisch für die Unabhängigkeit der Landwirtschaft ist die Abhängigkeit vom Saatgut. Seit Jahren auf dem Vormarsch sind im Labor gezüchtete sogenannte Hybrid-Saatgüter. Hier ist die Besonderheit, dass die Erträge eines hybriden Samens nicht wieder als Saatgut verwendet werden können bzw. mit der Zeit deutlich geringere Erträge abwerfen. Ein Bauer ist also dazu „gezwungen“ regelmäßig neues Saatgut zu kaufen. Der weltweite Markt für Saatgut ist schon jetzt recht stark konzentriert. Patente auf Saaten und deren Erträge stellen eine zusätzliche Gefahr für die Unabhängigkeit der Landwirtschaft dar. Beispielsweise soll es schon zu Klagen von Saatgutfirmen gegen Landwirte, die ungewollt durch Bestäubung vom Nachbarfeld patentgeschützte Gene in ihren Pflanzen hatten. Dazu kommen noch schwer zu kalkulierende Risiken durch Einsatz von Gentechnik bei der Saatgut-Entwicklung. Von einigen Pflanzen wie Baumwolle oder Soja soll es kaum noch gentechnikfreie oder zumindest samenfeste Sorten geben. Immerhin ist die Zulässigkeit des Handels mit alten und regionalen Züchtungen, für die es keine aufwändige und teure amtliche Zulassung gibt, durch den Europäischen Gerichtshof bestätigt worden. Am 6. Oktober 2012 findet europaweit die Aktion „Zukunft säen“ statt. Dabei geht es darum, auf die weltweite Problematik des Saatguts hinzuweisen. In der DEMETER-Landwirtschaft gibt es kein Hybrid-Saatgut! Weitere Veranstaltungen mit der Forderung „Kein Patent auf Leben“ sind zwischen dem 2. Oktober und 16. Oktober weltweit geplant. Mehr Informationen dazu gibt es bei seedfreedom.in

    Zukunft säen

    Die Ertragskraft eines landwirtschaftlich genutzten Bodens kann man langfristig nur durch den wechselnden Anbau von verschiedenen Pflanzen (Fruchtfolge) erhalten. Vor allem die konventionelle Landwirtschaft (in Deutschland vermutlich weit über 90% der Gesamtfläche) erreicht konstant hohe Erträge vor allem durch den Einsatz von Mineraldünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln. Wenn man den vor allem populären Umweltaspekt außer acht lässt … die Landwirtschaft begibt sich durch den Verzicht auf eine Fruchtfolge in eine extreme Abhängigkeit von der chemischen Industrie. Denn ohne Dünger und chemischen Pflanzenschutz wächst auf den meisten Flächen auf Jahre vermutlich nichts, was ein Volk ernähren kann.

    Die Entwicklung wird von den Verbrauchern bestimmt. Wir brauchen keine neuen Gesetze oder Verordnungen. Die Verantwortung fängt beim Einkaufen an. Und es kommt nicht darauf an, dass auf einem Produkt BIO steht. Für die Unabhängigkeit der Landwirtschaft sind andere Aspekte entscheidend.

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