Oder auch: Was weiss das Internet über mich?
Mit der Zeit schadet es nicht, bei der Internetnutzung etwas paranoid zu werden. Klar, mich interessiert selber auch, woher die Besucher meiner Webseiten kommen, welche Seiten aus meinen Angeboten sie sich häufig ansehen, wie oft sie wiederkommen und so. Das sind schon wichtige Fragen bei der Optimierung von Webseiten. Doch ich setze mich damit nicht bis zum Erbrechen auseinander. Ich kann nicht mal beantworten, wie oft ein Besucher wiederkommt und wenn ich ehrlich bin: so wichtig ist mir auch nicht das zu wissen.
Und weil mir die Möglichkeiten doch zum Teil nicht so nahe gehen weiß ich auch nicht genau, was man so als neugieriger Marktforscher alles für Profile erstellen kann. Ich habe vielleicht als Absolvent oder besser Besucher der Vertiefungsrichtung Marktforschung im Studium eine etwas genauere Vorstellung als der eine oder andere. Und für CRM interessiere ich mich schon seit ich in den 1980er Jahren meinen ersten PC in einem Kaufhaus gekauft habe und ich bei einer Reparatur nicht verstanden habe, dass die meine Kundendaten nicht gespeichert haben. Dass die nicht mal theoretisch wissen wollen, was ich wann bei denen gekauft habe. Ich werde nie vergessen, dass der Verkäufer gesagt hat: „Wissen Sie eigentlich wie viele Kunden wir haben? Wenn wir die ganzen Daten erfassen würden, hätten wir viel zu tun.“ Vielleicht gibt es Schaulandt deshalb nicht mehr.
Jedenfalls bin ich ziemlich sicher, dass ich einen ziemlichen Schrecken bekäme wenn ich genau wüsste, was trotz einiger Vorsichtsmaßnahmen jetzt schon bestimmte Profiler alles über mich wissen könnten. Seit Jahren baue ich Webseiten, beteilige mich in Foren und Newsgroups und blogge. Ein leichtes ein Profil über mich zu erstellen. Nur nehme ich mich nicht so wichtig, dass ich glaube, dass das wirklich jemanden interessiert. Nur, weiß ich es, wen interessieren könnte, was meine Interessen sind?
Wenn ich jetzt richtig paranoid wäre, hätte ich keine andere Chance als mit der ganzen Internet-Nutzung aufzuhören. Ab in den Garten und nur noch Hühner und Schafe züchten?
Aber dann auch wieder losgehen und alles in Läden kaufen, um mich nochmehr über die Strafzetteloptimierer zu ärgern? Nur weil ich nicht möchte, dass der freundliche Bücherversand weiß, was ich gerne für Bücher lese? Die wissen ja bestimmt sogar, welche Bücher ich mir schon mal bei denen angesehen habe ohne sie dann gekauft zu haben. Und ich habe denen auch bestimmt die Erlaubnis dafür gegeben. Das gleiche gilt natürlich für das Online-Auktionshaus, bei dem ich schon etliche Sachen bequem, einfach und manchmal auch ziemlich günstig gekauft habe.
Was die beliebte Suchmaschine als über mich weiß, möchte ich erst recht nicht wissen. Immerhin vermeide ich es, bei meinen Recherchen ständig eingeloggt zu sein. Aber letztlich logge ich mich doch manchmal ein und hinterlasse dabei eine IP-Adresse, mit der ich ohne weiteres auch identifiziert werden kann, wenn ich dann nicht mehr eingeloggt bin. Ob die das dürfen oder nicht weiß ich nicht genau. Vermutlich nicht, aber weiß ich ob die die Gesetze kratzen oder nicht? Und weiß ich eigentlich, ob die beliebte Suchmaschine nicht einem amerikanischen (oder vielleicht russischem oder israelischem) Geheimdienst gehört?
Warum ich eigentlich über das tolle Kontaktportal jedem oder zumindest dem Betreiber mitteile, wen ich alles kenne, weiß ich auch nicht so genau. Jeder kennt jeden über drei Ecken. Ist ja schon eine interessante Information, aber wen geht das letztlich was an?
Ich nutze elektronischen Geldverkehr (was weiß eigentlich meine Bank alles über mich?). Zumindest wissen die (wenn es sie interessiert) ziemlich viel über meine Reise- und Einkaufsgewohnheiten. Vielleicht auch ein Grund, mehrere Banken zu haben.
Ich habe eine branchenübergreifende Ausspionierkarte (manchmal benutze ich die auch). Zumindest habe ich beim Abschluss des Vertrags mit dem ausgebenden Unternehmen der Weitergabe meiner Daten und damit wie ich meine der Profilbildung widersprochen. Aber weiß ich, dass die nicht wissen, dass ich mich zu Studienzeiten am liebsten von White Russian ernährt habe?
Ok, bei Preisausschreiben oder Gewinnspielen mache ich nicht mit und ich habe auch nicht viel Mitleid für Menschen, die sich von Telefonverkäufern belästigt fühlen, denen sie selbst die Erlaubnis gegeben haben, sie anzurufen. Aber das ist wohl der einzige Ort an dem ich keine Spuren hinterlasse.
Anfangen könnte ich vielleicht mal mit Anonym Surfen. Denn was mein Internetprovider alles über mich weiß, möchte ich auch nicht so genau wissen. Ich weiß nur, dass ich nicht möchte, dass dieses Wissen unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung jahrelang gespeichert werden muss. Übrigens hat das T-Shirt Stasi 2.0 mit der Post einen Tag länger gebraucht als üblich. Ob das vorher abgefangen und markiert wurde? Bei der Gelegenheit: was weiß eigentlich die Post alles über mich?
Hi,
also ich finde den Beitrag richtig gut.
Selbst wenn man nichts zu verbergen hat… ;)
Aber ich finde es eigentlich nicht so blendend, wenn jeder x beliebige sich hier alles über meine Identität rauslassen….
Naja, aber ändern werden wir daran trotzdem nichts, den wie schon im Artikel beschrieben, wir können ja auch wieder zurück zu den Hühner und Schafen… NEIN! Danke… ;)
Ändern werden wir das nicht und es darf auch nicht sein, dass sich der Staat berufen fühlt, uns als Verbraucher in dieser Hinsicht schützen zu müssen. Denn der Staat kann das nicht, verschwendet damit nur Geld. Wir müsen uns selbst schützen und mehr Verantwortung für unser tägliches Tun übernehmen. Einfach mal wieder nachdenken und gut. Wenn wir es müssen, machen wir es auch.
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