Rettungspaket ist mein persönlicher Vorschlag für das Unwort des Jahres 2008. Man muß nicht Volkswirtschaft studiert haben, um der Ansicht zu sein, dass Märkte natürlichen Schwankungen unterliegen und durch die Preise zu einem Gleichgewicht finden. Natürlich ist die Realität nicht so einfach wie die Modelle. Aber ich bin nicht der Einzige, der der Ansicht ist, dass der Staat erst das Ungleichgewicht in den Markt bringt oder zumindest nicht in der Lage ist, das Gleichgewicht wieder herzustellen. Weil der Staat das Geld auch irgendwo her nehmen muss. Gleichgewicht kann nur da sein, wo eine Leistung durch eine Gegenleistung gesichert ist. Das kann in dem Fall eines sogenannten Rettungspakets nach meiner persönlichen Meinung nicht der Fall sein. Vor allem, wenn das Geld verschenkt statt investiert wird. Und danach sieht es im Moment ein wenig aus. Natürlich wird es nicht so genannt. Aber warum steht nirgends was von den Rückzahlungsbedingungen beim Rettungspakat? Eine einzelne Stimme in Person von Peter Müller scheint sich seit gestern dafür stark zu machen, dass überhaupt darüber nachgedacht wird.
Rettungspaket klingt schön populär. Hier kommt der Staat, der alles weiß und die Welt jetzt rettet. Und schon braucht sich keiner mehr Gedanken darüber zu machen, wie er seine Geschäfte absichert. Je grösser das Geschäft desto kleiner das Risiko. Und wenn ein Geschäft keine vernünftige Grundlage hat, werden Fördergelder beantragt. Das gehört mittlerweile schon zum guten Ton. Auch hier geht anscheinend Größe vor Wirtschaftlichkeit. Der Staat wird’s schon richten. Für die Fördergelder ist in Deutschland zum Teil die KfW zuständig. Wie diese Staatsbank mit Geld umgeht, haben wir vor kurzem gerade gesehen. Nehmen wir bei diesem Argument einfach mal die Hypothese an, dass die paar Peanuts, die in der Lehman’schen Insolvenzmasse versickert sind, nur die Spitze des Eisbergs bei der Arbeit der KfW sind oder waren. Die IKB gehörte ja auch mal dazu …
Wo sind denn die Ursachen des aktuellen Ungleichgewichts?
Ist es vielleicht die unkontrollierte Verschuldung von öffentlichen und privaten Haushalten? Wir leben über unsere Verhältnisse. Konsum geht über alles. Jeder 20jährige muss ein neues Auto haben, jeder Durchschnittsverdiener ein Haus bauen. Kleinkredite boomen. Noch vor zwei Wochen habe ich ein Angebot für einen „Easy Credit“ bekommen.
De Fischer un sin Fru lässt grüßen. Wie wäre es wenn alle mal etwas auf dem Teppich blieben? Etwas konservativer an die Realisierung von Wünschen herangingen?
Neulich wurden wir mit der Aussage überrascht, dass die öffentlichen Haushalte wohl nicht 2011 ausgeglichen sind. Wer hat diese Frechheit eigentlich geglaubt?
Vermutlich werden bei diesem Artikel auch wieder contextsensitive Anzeigen für Kleinkredite und so erscheinen. Ist ja egal, der Staat wird’s schon mit einem Rettungspaket richten, wenn wir unsere Schulden nicht bezahlen können. Da müssen sich die Banken auch nicht so viele Gedanken darüber zu machen, ob ihre Kredite eigentlich auch gesichert sind. Aber wer ist eigentlich der Staat? Ich übe lieber ein wenig Gartenbau und mache etwas Apfelsaft. Das ist zwar anstrengend, dafür verhunger ich nicht, wenn alles zusammenbrechen sollte.
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